Tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist eine modifizierte Form der analytischen Psychotherapie und umfasst ein ganzes Spektrum spezialisierter Anwendungen von der zielfokussierten Kurztherapie über die Traumatherapie bis zur niederfrequenten Therapie in einer längerfristigen, haltgewährenden therapeutischen Beziehung.

Jugendliche finden meist in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie mit der hier in der Regel reduzierten Frequenz von einer Sitzung pro Woche und der verstärkt auf konkrete Problem- und Konfliktthemen im Hier und Jetzt bezogenen, lösungsorientierten Ausrichtung eine ihnen angemessene Therapieform. Für traumatisierte Patientinnen und Patienten kann ein im Sinne der psychoanalytischen Therapie aufdeckendes Vorgehen zu einem destruktiven Wiedererleben des Traumas führen, weshalb auch hier die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie mit ihrem stärker gegenwartsbezogenen, haltgebenden und ich-stärkenden Ansatz angemessen ist.

Frühtraumatisierte Kinder und Jugendliche mit schweren Bindungs- und sich entwickelnden Persönlichkeitsstörungen aus dem Bereich der Jugend- und Erziehungshilfe benötigen meist langfristige, stark beziehungsbezogene Hilfe. Hier geht es neben kleinschrittigen Lösungen vielfältiger psychosozialer Probleme im Hier und Jetzt vor allem um eine Stärkung ihrer meist stark ramponierten Selbstentwicklung im geschützten Rahmen einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, die zugleich berücksichtigt, dass emotionale Nähe auch Angst auslösen kann.

Hierbei ist eine verlässliche Zusammenarbeit mit den beteiligten Helfern aus Schule Jugendamt und (Pflege-)Familie sowie den mitbehandelnden Ärzten eine unverzichtbare Voraussetzung für eine gelingende Therapie.

Weitere Informationen

Es gibt in Deutschland derzeit drei wissenschaftlich anerkannte und von den Krankenkassen zugelassene psychotherapeutische Behandlungsverfahren:

  • Analytische Psychotherapie
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
  • Verhaltenstherapie

Diese Verfahren unterscheiden sich im Verständnis psychischer Erkrankungen und in der Behandlungstechnik. Analytische Psychotherapie und Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, beides psychodynamische Therapieformen, haben ihren gemeinsamen theoretischen Bezugsrahmen in der Psychoanalyse. Sie unterscheiden sich aber hinsichtlich des therapeutischen Settings und der angewandten Technik.

Psychoanalyse ist eine Sichtweise auf den Menschen, die durch ein ganzes Bündel von Theorien über die Entstehung und Entwicklung des Psychischen geleitet ist, Theorien, die sich seit ihrer Begründung durch Sigmund Freund bis heute ständig weiterentwickeln und differenzieren.
Psychoanalyse beschäftigt sich mit den bewussten und unbewussten Vorgängen in der menschlichen Seele und deren Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten des Menschen, als Individuum und in Beziehung zu anderen.

Vor dem Hintergrund seiner genetischen Dispositionen wird die Psyche des Menschen durch seine individuellen Beziehungserfahrungen geprägt. Die Beziehungen zu den engsten Bezugspersonen der frühen Kindheit bilden die Grundlage seines späteren seelischen Erlebens, die weitgehend unbewusst bleibt. Die Psychoanalyse untersucht, wie diese frühen Beziehungen eines Menschen in seiner Psyche repräsentiert sind und – zumeist unbewusst – sein aktuelles Erleben und seine gegenwärtige Beziehungsgestaltung prägen.

Psychodynamisches Verständnis geht davon aus, dass seelisch bedingte Erkrankungen auf ungelöste bewusste oder unbewusste innere Konflikte hinweisen, die hinter den vordergründigen Symptomen stehen. Symptome sind Ausdruck von seelischer Not – manchmal auch generationsübergreifend – und zugleich missglückte Versuche der Selbstheilung. Symptome sind daher nicht „einfach wegzutherapieren“, aber sie können überflüssig werden, wenn sie in der Therapie in ihrer Funktion als Protest und als Hilferuf verstanden und die ihnen zugrundeliegenden Konflikte bearbeitet werden.

Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin stellen, wie schon der Name nahelegt, das Verhalten des Menschen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie sind daher stark symptomorientiert. Auffällige, störende Verhaltensweisen sollen möglichst schnell überwunden und zielorientiert, mittels übender Verfahren und Trainingsmaßnahmen durch angemessenes Verhalten ersetzt werden. Dabei spielen neurobiologische Erklärungsmodelle und die damit verbundenen pharmakologischen Behandlungsansätze eine zunehmend zentrale Rolle.